Hatte der Patient/die Patientin bei einer früheren Applikation jodhaltiger Kontrastmittel allergische Symptome?
Die Häufigkeit anaphylaktoider Reaktion nach KM-Applikation liegt insgesamt bei 0,6 bis 3,1 Prozent angegeben, schwere Reaktionen treten in 0,01 bis 0,04 Prozent der Fälle auf. Die Pathophysiologie ist bis heute nur unzureichend geklärt. Verschiedene Mechanismen wurden hier kontrovers diskutiert:
- Direkte Mediatorfreisetzung (v. a. Histamin) aus Mastzellen und Basophilen
- IgE-vermittelte Immunantwort (Typ I nach Coombs und Gell)
- T-Zell-vermittelte Immunantwort
- Aktivierung des Komplementsystems
Die Symptome können die Haut (Juckreiz, Flush, Urtikaria, etc.), den Gastrointestinaltrakt (Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, etc.), das respiratorische (Luftnot, Brochospasmus, etc.) und kardiovaskuläre System (Tachykardie, Arrhythmie, Hypotonie, etc.) betreffen. Die wichtigsten Risikofaktoren sind eine anamnestisch bekannte Reaktion nach KM-Gabe, Asthma bronchiale sowie medikamentös behandelte andere Allergien. Weiterhin gehen beispielsweise ein Lebensalter zwischen 10 und 40 Jahren, eine positive Anamnese für Herzerkrankungen, die Einnahme von Betablockern, der Applikationsweg des Kontrastmittels (bei intravenöser Applikation häufiger als bei intraarterieller) und die Flussrate bei der Injektion (bei höherem Fluss seltener als bei niedrigem) mit einem erhöhten Risiko einher. Der Nutzen einer medikamentösen Prophylaxe ist bis heute umstritten. H1- und H2-Antagonisten werden teilweise empfohlen. In zwei großen Studien zur Wirksamkeit von Corticosteroiden konnte eine signifikante Minderung für leichte, nicht aber für schwere anaphylaktoide Reaktionen nachgewiesen werden. Weiterhin zeigte sich, dass die Kortisongabe mindestens sechs Stunden von der KM-Gabe begonnen werden muss, da sie sonst wirkungslos ist.