Wozu dient die Computertomographie des Herzens?
CT-Untersuchungen des Herzens Im Zuge der technischen Weiterentwicklung der Computertomographie mit immer schnelleren Scannern und immer besserer Ortsauflösung werden auch bewegte Organ wie das Herz und die auf dem Herzmuskel aufliegenden Herzkranzgefäße der Bildgebung mittels CT zugänglich. Im Rahmen des sog. Calcium-Screenings können Verkalkungen der Gefäßwand der Herzkranzgefäße nachgewiesen bzw. das Ausmaß dieser Verkalkungen als Kalkscore, Calciummasse oder –volumen quantifiziert werden. Unter Berücksichtigung des Kalkscores kann - in Zusammenschau mit anderen Risikofaktoren wie Alter, Übergewicht, Blutfette/Cholesterin, Diabetes usw. – das individuelle Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wir Angina pectoris oder Herzinfarkt ermittelt und die Notwendigkeit einer mehr oder weniger agresiven (medikamentösen) Therapie abgeschätzt werden.
Der Nachweis oder Ausschluss von Engstellen in den Herzkranzgefäßen ist im Rahmen des reinen Calcium-Screenings jedoch nicht möglich. Im Rahmen mehrerer Studien ließ sich nachweisen, dass keine direkte Korrelation zwischen dem Vorhandensein von Kalk und dem Vorliegen einer den Blutzustrom wesentlich behindernden Engstelle besteht, zudem können Gefäßengen nicht nur duch verkalkte oder gemischte, sondern auch durch nicht verkalkte Plaques verursacht werden.
Zum Nachweis oder Ausschluss von Gefäßengen muß somit die CT-Angiographie der Herzkranzgefäße mit Kontrastmittelgabe erfolgen.
Hierzu wird – wie zum Herzkatheter – jodhaltiges Kontrastmittel in die Gefäßstrombahn gegeben. Anders als im Herzkatheter wird dieses Kontrastmittel jedoch nicht über einen durch die Arterie zum Herzen vorschobenen Schlauch (Katheter) direkt in die Herzkranzgefäße gespritzt, sondern über einen Infusionszugang – in der Regel am Unterarm oder in der Ellenbeuge – in eine Vene verabreicht. Wie zum Herzkatheter oder zur digitalen Subtraktionsangiographie gelten jedoch die gleichen Vorsichtsregeln bezüglich einer Kontrastmittelgabe: eine Einschränkung der Nierenfunktion (Niereninsuffizienz) sowie eine Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) müssen vor der Untersuchung ausgeschlossen sein und im Anschluss ist für ausreichend Flüssigkeitszufuhr zu sorgen, um den Patienten/die Patientin durch das Kontrastmittel nicht zu gefährden. Anders als beim Herzkatheter oder bei der Subtraktionsangiographie ist jedoch ein anschließender Druckverband und/oder ein stationärer Aufenthalt nicht nötig, da keine Arterienpunktion stattfindet.
Um die Beurteilung der CT-Untersuchung zu erleichtern und die Bildqualität zu verbessern, wird in der Regel vor der Untersuchung mittels Betablocker die Herzfrequenz auf 60 – 65 Schläge/min gesenkt, um eine zu schnelle Bewegung der Herzkranzgefäße auf dem Herzmuskel zu vermeiden. Hierdurch können Bewegungsartefakte (Verwischen der Gefäßkonturen) vermieden und der Zeitaufwand für die Bildnachverarbeitung und Befundung erheblich verringert werden.
Weisen die Beschwerden der Patientin/des Patienten und die Ergebnisse von EKG, Herzultraschall oder Blutuntersuchung auf eine höhergradige Engstelle oder den Verschluss eines Herzkranzgefäßes hin – belastungsabhängiger oder akuter Thoraxschmerz, neu aufgetretene bzw. infarkttypische EKG-Veränderungen, erhöhte „Herzenzyme“ im Blut, Kontraktionsstörungen des Herzmuskels usw. – ist eine Herz-CT nur wenig sinnvoll. Zwar kann es möglich sein, die verursachende Engstelle/den Verschluß zu zeigen, eine akute Behandlungsmöglichkeit bietet sich jedoch nur im Rahmen der Herzkatheteruntersuchung, da hier der untersuchende medizinische Mitarbeitende der Kardiologe direkt „vor Ort“ ist und z.B. eine Gefäßaufweitung vornehmen und einen Stent (Platzhalter) einsetzen kann.
Demgegenüber ist die Herz-CT sehr gut geeignet, um bei Patienten/Patientinnen mit geringem oder mittlerem Risiko und unklaren bzw. atypischen Beschwerden (ohne typische Angina und ohne Infarktzeichen) eine Koronarsklerose auszuschließen bzw. Plaque mit leichter oder mittlerer Gefäßeinengung nachzuweisen, die keiner akuten Behandlung bedürfen, aber eine medikamentöse Behandlung zur Folge haben sollten, um das Fortschreiten der Koronarsklerose zu bremsen.
Verlaufskontrollen von Bypassgefäßen sind zwar technisch möglich, aber nicht immer sinnvoll – da Personen mit Bypass in der Regel bereits eine deutliche Arteriosklerose der Herzkranzgefäße haben, liegen an den Gefäßen oft massive Verkalkungen vor, die die Bildqualität einschränken können. Sind Gefäßabschnitte in der CT nicht beurteilbar, muss dann u.U. zur Sicherheit trotzdem eine Katheteruntersuchung durchgeführt werden, insbesondere wenn nach Bypass-OP neue Beschwerden auftreten.
In der Verlaufskontrolle von Koronarstents ist der Erfolg der Untersuchung sehr vom Durchmesser und Material des eingesetzten Stents abhängig und somit nicht generell zu empfehlen.